Messianische Judentum

DAS MESSIANISCHE JUDENTUM

Bevor wir über das messianische Judentum sprechen, wenden wir uns zur Definition des Wortes “Judentum”.

Das Judentum ist eine religiöse, nationale und ethische Weltanschauung, die über Jahrtausende den Glauben und die Lebenshaltung des Juden bestimmt hat.

Das Wort “Judaismus” kommt aus dem Griechischen: ioudaismos, in Gebrauch gebracht von den griechisch-sprechenden Juden ungefähr 100 v.u.Z. (2.Makk.2:21;4:38), um die Religion von der griechischen zu unterscheiden. Es bezieht sich auf den vierten Sohn Jakob – Juda (Jehuda), dessen Nachkommen, zusammen mit den Nachkommen Benjamins, einem Südjüdisches Reich mit der Hauptstadt Jerusalem gebildet haben. Nach dem Fallen des Nordisraelischen Reichs und der Zerstreuung der besiedelten Stämme wurde das Volk Judas (bekannt später unter dem Titel “jechudim” oder “Juden”) zu dem Hauptträger der jüdischen Kultur und blieb sogar nach der Zerstörung des Staates.

MESSIANISCHER Judaismus ist eine religiöse Bewegung, dessen Nachfolger glauben, dass Jeschua (Jesus aus Nazareth) jüdischer Messias und Erlöser der ganzen Menschheit ist, dessen Ankunft durch Propheten im TaNaCh (im Alten Testamen) versprochen war. Auf dieser Weise sei es eine natürliche Entwicklung des Tempeljudaismus, die durch die Bibel vorherbestimmt war.

Die messianische jüdische Bewegung besteht aus den Juden und Nichtjuden, die zum Glaube an Jeschua, dem Messias Israels und Erlöser der ganzen Menschheit, kamen. Die ersten Jünger Jeschuas waren Juden. Später fingen Nichtjuden auch an, an Ihn zu glauben. Sie wurden in Israel “eingepfropft”.

Die Juden, die Nachfolger des messianischen Judaismus, nennen sich messianische Juden, und Nichtjuden messianische Gläubige.

GESCHICHTE

Der messianische Judaismus in der ursprünglichen Art ist im I. Jahrhundert unserer Zeitrechnung entstanden. Die Apostel und andere ersten Jünger Jeschuas waren Juden. Manchmal hießen sie «anschej Derech», was «die Menschen des Weges» bedeutet. Woher kommt dieser Titel? Sie folgten Dem nach, Der über Sich sagte: «Ich bin der Weg und die Wahrheit, und das Leben” und deshalb wurden sie zu den Menschen des Weges Jeschuas. Sie nannten sich auch “Brüder” (Apg. 1:16), “Jünger” (Apg. 11:26) und “Gläubige” (Apg. 2:44). Einige Juden nannten sie nozrim (dieser Terminus bleibt bis heute erhalten), das heißt Nachfolger Jeschuas aus Nazareth. Der Titel “Christen”, möglicher Weise, war den Nachfolgern Jeschuas gegeben, um sich den römischen Behörden und anderen Völkern als Diener des jüdischen Fürsten-Messias offiziell vorzustellen. Schließlich wurde dieser Terminus zu dem allgemeinverbreiteten Selbsttitel.

Laut dem Neuen Testament, im I. Jahrhundert gab es Tausende von Nachfolgern Jeschuas: « „Als sie das hörten, priesen sie Gott und sagten zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind, und sie alle sind Eiferer für das Gesetz” (Apg. 21:20). Bischof Kassian (Besobrasow)betont in seinem Buch “Christus und erste christliche Generation” folgendes: «die Apostelkirche war eine rein jüdische Kirche. Alle ihre Mitglieder waren Menschen des Gesetzes Moses. Sie beachteten das Gesetz genau und ihr ganzes Leben verlief in enger Verbindung mit dem Jerusalemer Tempel».

Der messianische Judaismus ist aus der historischen Szene im siebenten Jahrhundert unserer Ära allmählich verlorengegangen. Aber auch danach gab es immer Juden, die an den Messianismus des Jeschuas glaubten. Ihre Anzahl war nicht groß, aber es gab sie immer.

In der modernen Form ist die messianische Bewegung in den USA 1960 entstanden und ist mit der ähnlichen Bewegung der Judeo-Christen des Endes des 19. Jahrhunderts historisch verbunden. I.D.Rabinowitsch hat 1884 in Chisinau das erste messianische Gebethaus gegründet. Von früher in England und den USA existierenden Vereinigungen der Juden-Christen (Hebrew-Christians) unterschied sich die neue Bewegung dadurch, dass die Juden zum Übergang ins Christentum nicht gerufen wurden und man bot ihnen an, an den messiasgläubige Juden zu bleiben.

Die Idee der Kombination der Grundlagen des jüdischen Glaubens mit dem Messianismus teilte auch der österreichisch-ungarische Rabbiner I. Liechtenstein, der begann das Neue Testament zu predigen. Als die Synode der Rabbiner gefordert hat, dass er ein Rücktrittsgesuch einreicht und sich formal taufen läßt, antwortete er, dass er nicht die Absicht habe, sich an irgendwelche Kirchen anzuschließen. Er hat im Neuen Testament den wahrhaften Judaismus gefunden, und er bleibt, wie auch früher, mit seiner Gemeinde und wird in der Synagoge predigen. Er hat es auch so gemacht, abgesehen von den ganzen Verfolgungen und Vorwürfen, die auf ihn zustürmten. Als Bezirkrabbiner seine Pflichten erfüllend setzte er fort weiter zu lehren und aus dem Neuen Testament zu predigen. In der jüdischen Umgebung war er der starken Kritik untergezogen. Er wurde “der Stein des Anstoßes und das Objekt der Verfolgungen im größten Teil von Seiten der jüdischer Gemeinden.”